Gabriela Ryffel – im Porträt

Gabriela Ryffel - Credits Andreas Tobias

Gabriela Ryffel wurde in Zürich geboren und studierte Gesang, Tanz und Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste in Essen, wo sie mit einem Exzellenz-Stipendium diplomierte.

Nach dem Studium war sie in Zürich in den Rollen Martha und Milena im Stück DIE SCHWEIZERMACHER zu sehen. In ihrer heutigen Wahlheimat Wien wurde Gabriela am Ronacher Theater für die Stücke SISTER ACT, NATÜRLICH BLOND, DER BESUCH DER ALTEN DAME, DON CAMILLO & PEPPONE sowie für die Konzerte JESUS CHRIST SUPERSTAR und LOVE NEVER DIES engagiert. Bei der Uraufführung von DAS WUNDER VON BERN am Theater an der Elbe in Hamburg war sie als Swing tätig, bevor sie bei einer weiteren Uraufführung in der Rolle der Bettina im Musical IO SENZA TE am Theater 11 in Zürich mitwirkte. Bei der Wiederaufnahme der Produktion stand Gabriela sowohl als Bettina als auch als Ky auf der Thuner Seebühne. Bei den Bad Hersfelder Festspielen kreierte sie die Rolle der KateMcGowan im Musical TITANIC. An der Komischen Oper Berlin schlüpfte Gabriela in die Rolle der Adele in DIE RACHE DER FLEDERMAUS und war dort außerdem in der Operette ROXY UND IHR WUNDERTEAM als Ilka Pirnitzer zu sehen. Im Kammermusical THE LAST FIVE YEARS verkörperte Gabriela im E-Werk Theater Freiburg die Rolle Cathy. Zuletzt spielte sie am Theater Nordhausen Audrey in DER KLEINE HORRORLADEN.

Um eine Verbindung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und praxisbezogenen Herausforderungen im Theaterberuf schaffen zu können, absolvierte Gabriela neben der Tätigkeit als Bühnendarstellerin ein Studium in Sportpsychologie. Zwischen ihren Engagements gibt Gabriela zudem Gesangsunterricht.

Du hast deine Ausbildung an der Folkwang Universität der Künste in Essen abgeschlossen. Was nimmst du aus deiner Ausbildung mit?

Die Zeit war intensiv und es „schüttelte“ mich manchmal ganz schön durch. So viel Unterricht bei vielen erfahrenen, wohlwollenden und großartigen Lehrer:innen ist ein absoluter Luxus! Manchmal würde ich mich gerne nochmal für einige Wochen zurückbeamen, heute könnte ich mit dem vielen Input glaube ich besser umgehen.

Für mich war es ein absoluter Glücksfall, bei Prof. Noelle Turner Gesangsunterricht zu haben. Heute noch „höre“ ich innerlich oft ihre Stimme und ihr Feedback. Prof. Turner verdanke ich zu einem großen Teil meine gesunde und vielseitige Stimme.

Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darstellerin?

Ich hatte das Glück, direkt im Anschluss an die Ausbildung in vielen Großproduktionen spielen zu dürfen. Herausfordernd war es, in der großen Maschinerie selbstbewusst und zuversichtlich zu sein, mich als wertvolles und wichtiges Individuum nicht in einem Rattenrad zu verlieren und mir eine Gelassenheit im Umgang mit Konkurrenz anzueignen. Wenn Wertschätzung und das eigene Glück von einem Engagement bei einer Großproduktion abhängen, dann wird es schwierig. Es gibt so viele Möglichkeiten den Beruf der Darstellerin auszuüben, das hätte ich zu Beginn meiner Karriere etwas anders gesehen.

Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?

Um langfristig dabei zu sein braucht es mit Sicherheit Fleiß, Freude, Ausdauer, ein wenig Talent, gutes Timing und Glück. Langfristig und zufrieden als Darstellerin tätig zu sein, das ist dann ungefähr meine Definition von Erfolg.

Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?

Mich interessieren besonders die komplexen Charaktere und anspruchsvollen Lieder. Lucy aus Parade fällt mir gerade ein. Oder Sally Bowles in Cabaret oder die Bäckerin in Into The Woods. Cathy aus The Last Five Years war für mich zum Beispiel ein absolutes Highlight! Und an der Komischen Oper in Berlin fühlte ich mich ebenfalls sehr wohl. Also gerne alles Querbeet. Auch in die Welt der alten Musik durfte ich bereits eintauchen und würde es jederzeit wieder tun. Oft haben wir Vorurteile und Berührungsängste mit anderen Genres und Stilrichtungen. Leider verpassen wir so einen wirklichen Austausch und die Chance zu wachsen!

Du hast zusätzlich zu deiner künstlerischen Ausbildung auch ein Studium in Sportpsychologie abgeschlossen. Was hat dich dazu bewogen und welche Inhalte kann du auch für deine künstlerische Tätigkeit mitnehmen?

Sowohl Darsteller:innen als auch Athlet:innen müssen zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt eine ganz bestimmte Leistung abrufen können. Möglicherweise haben sie mit Versagensängsten, Nervosität, negativen Gedankenkarussels oder Einschränkungen aufgrund von Verletzungen oder Krankheit zu kämpfen

Der größte Unterschied zwischen der Leistung im Sport und in der Kunst liegt in der Tatsache, dass es im Sport klare Sieger und Verlierer gibt. Während sich im Sport ein numerisches Bewertungssystem etabliert hat, werden wir DarstellerInnen eher argumentativ bewertet. In der Situation eines Vorsprechens kommen Künstlerinnen und Künstler daher dem sportlichen Bewertungssystem am nächsten, im übertragenen Sinne gehen sie entweder als Sieger oder Verlierer nach Hause. Meine Abschlussarbeit habe ich über Auftrittsangst von Bühnendarstellerinnen und Bühnendarstellern im Musicaltheater geschrieben. Diese manifestiert sich in der Situation vor und während des Vorsprechens besonders deutlich. Für eine langfristige Karriere kann ein gesunder Umgang damit ausschlaggebend sein! Im Leistungssport ist eine Betreuung auf mentaler Ebene heute üblich und wird häufig als essenziell angesehen. Darsteller:innen sind in dieser Hinsicht meist auf sich allein gestellt. Eine Thematisierung und Enttabuisierung dieser Themen im Theater finde ich extrem wichtig.

Mehr zu Gabriela Ryffel auf www.gabrielaryffel.com und Instagram.

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